ÜBER UNS
DIE GESCHICHTE VON HUMORCARE SCHWEIZ, AUFZGEZEICHNET VON BEAT HÄNNI, PRÄSIDENT HUMORCARE SCHWEIZ 2008 BIS 2017
Warum lacht der Mensch? Und welche Bedeutung haben Witz und Humor für unser Alltagsleben?
Schon der alte, thrakische Forscher Demokrit war nicht nur ein Philo-sophos sondern auch ein Philo-gelos. Ein Freund des Lachens und des Humors. Der Humor will im Lebenswerk eines jeden Menschen eine wichtige Rolle spielen. Diese Einsicht veranlasste 1998 freudige Pioniergeister, den Verein Humorcare Schweiz zu gründen. Doch bitte, lest sie selbst, die bisher unveröffentlichte Geschichte von Humorcare Schweiz.

Frank
Farrelly

Peter Hain

Paul McGhee
Die Humorwurzeln
Wir sind in den frühen 1980er-Jahren. Humor als therapeutischer Ansatz in klinischer Psychologie und Psychiatrie ist noch Neuland in der Schweiz. Es war wohl fachliche Neugierde, gepaart mit eigener humorvoller Veranlagung, die den in Zürich tätigen Psychologen Peter Hain veranlasste, seine Fühler nach den USA auszustrecken. Dort machte sich ein gewisser Frank Farrelly, Sozialarbeiter und Psychotherapeut, mit «provokativer» Therapie einen Namen. Humor war der rote Faden seines Ansatzes. Peter Hain fand in Farrelly einen Gleichgesinnten. Mit dem Verhaltenspsychologen Paul McGhee, dem Clownarzt Patch Adams, dem Psychotherapeuten Paul Watzlawick, dem Arzt William F. Fry und dem Wissenschaftsjournalisten Norman Cousins hatte der Humor und das Lachen in verschiedenen klinischen Anwendungen in USA bereits seit den 1970er-Jahren Fuss gefasst. Die Humorforschung begann sich dort als wissenschaftliches Fach zu etablieren. Kurzum, Peter Hain sah sich in seiner Bewertung des Potentials des Humors in der Arbeit mit seinen Klienten mehr als bestärkt und begann ab 1986 Seminare mit Frank Farrelly in Zürich zu organisieren, während die Psychotherapeutin Dr. Eleonore (Noni) Höfner in München das Deutsche Institut für Provokative Therapie, D.I.P. gründete.

Michael Titze
In Basel und Tuttlingen (DE) tut sich was
Im fasnächtlich geprägten Basel lebte ein kauziges Original mit Namen René Schweizer. «Die Menschheit braucht mehr Humor» oder so ähnlich, war sein Credo. Seine Idee: eine Humorakademie, er nannte sie «Humoratorium» und sie sollte dem Humor für alle Lebenslagen zum Durchbruch verhelfen. Die Basler Mustermesse schien Schweizer die geeignete Plattform, um ein breites Publikum zu erreichen. Ein humorvoller Unternehmer bot ihm Hand, das Projekt an seinem Messestand zu bewerben. Die wissenschaftliche Basis, um den heilsamen Humor von jenem der puren Unterhaltung richtig abzugrenzen, holte sich René Schweizer beim deutschen Psychotherapeuten Michael Titze in Tuttlingen, auf den ihn jemand aufmerksam gemacht hatte. Dieser befasste sich schon seit einiger Zeit eingehend mit dem Humor und dem Lachen als therapeutische Therapien. Seine Publikationen «Heilkraft des Humors – Therapeutische Erfahrungen mit Lachen (1985)», sowie «Die heilende Kraft des Lachens» und «Therapeutischer Humor» zählten später zur wegweisenden Fachliteratur. Ein Treffen der beiden Humor- und Lachgeister Schweizer/Titze in Tuttlingen wurde zu einem wichtigen Schritt der therapeutischen Humorbewegung. Wir sind im Jahr 1992. Schweizers Projekt erwies sich jedoch als noch zu visionär und es haperte an der Finanzierung.

Humoristen-Gruppenbild in Zürich, 1996: Enrico Luisoni, René Schweizer, Patch (Hunter) Adams und Rainer Luginbühl (von links nach rechts)

Beat Hänni (r.) und William F. Fry
Lachimpulse aus den USA
Bereits anfangs in den 1970er-Jahre beschäftigte sich an der Stanford Universität in Kalifornien ein Arzt und Psychiater wissenschaftlich mit den körperlichen Einflüssen des herzhaften Lachens auf Atmung, Verdauung, Herz-Kreislauf und Blutwerte: William (Bill) F. Fry (mit Vorfahren aus der Schweiz), Begründer der Gelotologie, der Wissenschaft des Lachens. Ihm waren die therapeutische Arbeit und die Publikationen von Michael Titze bekannt. Die Beiden besuchten sich gegenseitig und es entstand ein zukunftsweisender Erfahrungsaustausch. Wieder hatten sich zwei überzeugte Lach- und Humorexponenten gefunden‚ quer über zwei Kontinente.
Vom Humorfestival Arosa zu den Basler Humorkongressen
Zurück in die Schweiz. Die Organisatoren des bekannten Humorfestivals, das jedes Jahr im winterlichen Arosa durchgeführt wird, fanden 1995 im Psychotherapeuten Peter Hain einen willkommenen Komplizen für die Organisation eines Humorkongresses. Hoch oben in den Bündner Bergen sollte auch der therapeutische Humor mit seinen vielschichtigen heilsamen Facetten ein Thema werden. Nebenbei bemerkt: der heute rundum bekannte Eckart von Hirschhausen holte sich hier die ersten Impulse zu seiner erfolgreichen Humorlaufbahn. Im Dezember 1996 kam es in Arosa dann sogar zu einem «Weltkongress des Humors», an dem neben Peter Hain, Noni Höfner, Michael Titze auch unser Schweizer Nationalkomiker Emil teilnahm. Das Medieninteresse war gross, Journalisten aus halb Europa reisten nach Arosa.
René Schweizer hatte seine ursprüngliche «Humoratorium»-Idee nicht aufgegeben und dies führte zum 1. Humorkongress in den Gebäulichkeiten des Congress Centers der Messe Basel. Michael Titze, motiviert durch seinen Kontakt mit dem Amerikaner Bill Fry und der Überzeugung, dass die Zeit reif war, dem therapeutischen Humor eine Plattform zu geben, wurde zur treibenden Kraft der Veranstaltung. Peter Hain brachte seine Erfahrungen aus Arosa in die Organisation des Kongresses ein und am 5. Oktober 1996 war es soweit: an die 180 Teilnehmer und Teilnehmerinnen fanden den Weg ins Kleinbasel. Thema: «Humor in der Therapie». Unter der Leitung von Peter Hain und Michael Titze folgten fünf weitere erfolgreiche Humorkongresse in Basel und Arosa (1997–2000) mit international renommierten Referenten aus Forschung und Praxis. Unter Anderen leisteten der indische Arzt Dr. Madan Kataria, Gründer von Lachyogaclubs in Indien, Michael Christensen, der Gründer der Big Apple Circus Clown Care Unit und Pionier der ClinicClown-Bewegung sowie «Patch» (Hunter) Adams überaus wichtige Beiträge zum Gelingen eines ständig wachsenden Kongresses. Auf Initiative des Basler Clowns Pello fanden unter seiner Leitung in Bad Zurzach 2006 und 2010 Internationale Humorkongresse, als Fortsetzung der Basler Veranstaltungen, statt.
Es vergingen vier Jahre bis zum Entscheid des damaligen HumorCare-Vorstandes im Congress Center Basel die Tradition der früheren Kongresse wieder ins Leben zu rufen. Mit über 20 Referent* innen knüpfte der Kongress 2014 an die Erfolge der früheren Jahre an. Es folgten 2015 («Humor – Kraftquelle des Lebens») und 2017 («Humor – heilsam und ansteckend!»).

Humorkongress 2017, Schlussbild im Congress Center der Messe Basel

Iren Bischof-
berger

Marcel Briand
Ein innovativer Verein erblickt das Licht der Welt
Mit dem medialen und praktischen Interesse, das zunehmend und grenzüberschreitend der therapeutische Humor in sozialen Berufen auf sich zog, war es für eine kleine Gruppe von engagierten Humorpionieren kein grosser Schritt mehr, die Gründung einer Interessensgemeinschaft an die Hand zu nehmen. Der 3. Humorkongress im Jahre 1998 bot hierzu die Gelegenheit. In einem Gasthaus in Kleinbasel sassen am Tisch: Peter Hain, Pflegefachfrau Iren Bischofberger, Michael Titze, Noni Höfner, Maria Schwarz und ein gewisser Max Deon und formulierten in angeregtem Gespräch Statuten und «Ethische Richtlinien». Der Gründung eines in der Schweiz domizilierten Vereins HumorCare stand nichts mehr im Wege. Die Präsidentschaft übernahm der in Zürich tätige Peter Hain; bei ihm lag auch statutengerecht die Vereinsadresse. Als Vize firmierte Michael Titze. Ein wichtiges Netzwerk von Gleichgesinnten war aus der Taufe gehoben. Es sind die Verdienste von Iren Bischofberger, Herausgeberin des Buches «Das kann ja heiter werden – Humor und Lachen in der Pflege», (2002) und Marcel Briand, Begegnungsclown unter Peter Hain, die in der Deutschschweiz Berufsleuten aus Pflege, Medizin, Psychotherapie und Altenbetreuung aufzeigten, dass neben der Unterhaltungsbranche eine andere Art von Humoranwendung einen Platz gefunden hatte. Das Credo des Vereins, «die Förderung von Humor in Therapie, Pflege und Beratung» fand mit zunehmender Mitgliederzahl ein positives Echo. Die 5 Basler Humorkongresse 1996–2000 leisteten hierzu einen wichtigen Beitrag, Humor und Lachen als Kraftquellen in Beruf und im Privatleben einer breiten Öffentlichkeit näher zu bringen.
Deutschland geht einen eigenen Weg
Im Jahr 2001 spalteten sich die deutschen Mitglieder vom Schweizer Verein ab und gründeten einen eigenen Verein «Humorcare Deutschland» HCD, der sich später mit den Mitgliedern aus Österreich erweiterte (HCDA). Wir in der Schweiz firmierten fortan mit HumorCare (Schweiz). Marcel Briand gestaltete ein farbenfrohes Logo. Präsident blieb weiterhin Peter Hain, unterstützt von einem engagierten Vorstand. Stellvertretend seien die Namen Roger Thiriet, Marcel Briand, Hans-Georg Lauer, Tais Mundo und Ueli Lerch genannt. Am 1. November 2008 wurde mit Pomp und farbenfrohem Tralala das 10-jährige Jubiläum im Restaurant der «Grün 80» in Münchenstein bei Basel gefeiert. Peter Hain übergibt das Präsidialamt an Beat Hänni. Neben Hans-Georg Lauer und Ueli Lerch lassen sich Beatrice Rutishauser, Monika Hary und später Fredi Buchmann und Franziska Fruttiger in den Vorstand wählen. Das HumorCareBlatt wird zum Vereinsmedium, HumorCareTage in Olten, Zürich und Bern bieten willkommene Gelegenheiten zu Workshops, sowie Informations- und Erfahrungsaustausch. Seit der Trennung von den deutschen Kollegen stieg der Mitgliederbestand von 59 auf 140 (Stand 2020). Erfreulich die zahlreichen Clowns («Huusglön»), die sich über die Jahre dem Verein angeschlossen haben. Auch die Jünger des Lach-Yogas finden sich im Verein gut aufgehoben.

10 Jahre HumorCare (Schweiz), Basel 2008
Humor kommt von «Humores» (Feuchtgebiete und Körpersäfte)
Es ist so: HumorCare (Schweiz) wurde über die Jahre zu einem fruchtbaren Nährboden für Menschen, die an den Humor als Kraftquelle für Körper und Geist glauben und diesen im privaten, wie im beruflichen Alltag umsetzen. Engagierte Mitglieder gründeten 2005 die Stiftung Humor & Gesundheit in Basel mit dem Ziel, Initiativen und Projekte zu unterstützen, die den Humor zum Wohl von betagten, behinderten und demenzbetroffenen Menschen einsetzen. Beispiele: Die Stiftung leistete eine Beitrag zur Iniitierung von Humorschulungen von Mitarbeitenden in Alters- und Pflegeheimen – oder sie ermöglichte Spitalund Heimbesuche von CareClowns z.B. am «Tag der Kranken». CareClowns sind vom Vorstand von HumorCare Schweiz zertifiziert. Die Initiative zur Gründung dieser Clowngruppe wurde 2013 vom Vorstand von HumorCare Schweiz lanciert und konnte dank der Unterstützung von Sponsoren und der Stiftung Humor & Gesundheit, Basel, realisiert werden. Die CareClowns von HumorCare Schweiz sind professionell ausgebildete Clowns, die sich mit ihrer Humorarbeit engagieren, betagten, behinderten und demenzbetroffenen Menschen Lebensfreude, Heiterkeit und Glücksmomente zu vermitteln. Sie sind den Ethischen Richtlinien von HumorCare Schweiz verpflichtet. Die geschützte Bezeichnung CareClown bürgt für Professionalität, eine Voraussetzung zur Akzeptanz durch Heimleitungen, Aktivierungs- und Pflegepersonal, die eine humorvolle Arbeits- und Bewohneratmosphäre in ihren Einrichtungen verstärken wollen. Für die Humorforscher Prof. Willibald Ruch und Dr. Jenny Hoffmann der Universität Zürich entwickelte sich eine fruchtbare Zusammenarbeit. Auch die Huusglön fanden bei HumorCare fruchtbaren Boden für ihre verdankenswerte Einsätze. Es ist wohl nicht übertrieben festzustellen, dass mit HumorCare Schweiz eine einmalige Interessensgemeinschaft zu finden ist, die sich dem Humor als Lebenshaltung, sowie als Bewältigungskraft und als Brücke zwischenmenschliche Beziehungen auf die Fahne geschrieben hat.

Die Teilnehmer des CareClown Workshops 2016 von Ulrich Fey
(r. oben)

Enrico Luisoni
Zurück zu den Wurzeln
Ein wichtiges Urgestein unserer Humorszene verlangt besondere Erwähnung. Wir drehen das Rad wieder zurück zur Zeit des René Schweizer, zu dessen Bekannten, um nicht zu sagen Humorverwandten, ein gewisser Enrico Luisoni, Künstler, Grafiker und Werbemann im Kleinbasel, gehörte. Man brauchte für den 1. Humorkongress in Basel mediale Unterstützung. Enrico war der Mann der Stunde, denn er hatte die bereits bestehende Website www.humor.ch übernommen und die Inhalte stark ausgebaut. Angetan von der sich ausbreitenden Humorszene begann er diese Websites, auch mit Hilfe von Rainer Luginbühl (langjähriger Moderator beim Basler Lokalradio «Basilisk») intensiv zu bewirtschaften und erfreute sich zunehmender Besucherzahlen aus aller Welt. In den Folgejahren designte Enrico die Programme der Humorkongresse, einige Humormagazine (daraus wurden später die zahlreichen HumorCare-Blätter), den neuen HumorCare-Logo, die HumorCare-Website, Ausschreibungen für die HumorCareTage sowie eine facebook-Seite für HumorCare. Alles Mediale lief über seinen Computerschirm. Seine redaktionellen und grafischen Arbeiten leisteten einen wichtigen Beitrag zur öffentlichen Wahrnehmung des Vereins.

Susanne Furler
Und weiter gehts
2017 übernimmt Susanne Furler, gelernte Pflegefachfrau und Leiterin eines grossen Alters- und Pflegeheims im Kleinbasel, das Steuer von HumorCare Schweiz. Ist es ein Zufall, dass die Präsidentin an der Spitze einer Interessensgemeinschaft steht, deren Ursprung just im legendären Kleinbasel mit seinen Humorkongressen zu finden ist? Unterstützt von einem engagierten Vorstand wird sie den Verein mit seinen, dem heilsamen Humor verschriebenen Mitgliedern, in die Zukunft führen. Fazit: die «Bier-Idee» von René Schweizer ist zu einem einzigartigen Netzwerk gediehen, das Menschen verbindet, die den Humor mit seinen vielseitigen Fazetten und Anwendungen zum eigenen und zum Wohle Dritter einsetzen. Lang lebe HumorCare!